Ein Abend für Robert Louis Stevenson

19. April 2018 / 19.30 Uhr / Literaturcafé
Von Leuchttürmen und Südsee-Inseln
Mit Nicole Haase und Stefan Welz
Der für junge Leser bestimmte Abenteuerroman »Die Schatzinsel« hat den Schotten Robert Louis Stevenson auch in Deutschland bekannt gemacht. Doch der eigenwillige Autor hat mehr zu bieten. Als ausgewiesener Reiseschriftsteller, der das Reisen um des Reisens willen praktizierte, hat er die Welt unermüdlich erkundet – von Südfrankreich bis Hawaii. Seine vorzüglichen, wenngleich weniger bekannten Südsee-Geschichten bringen die von ihm verehrte Kultur der eingeborenen Völker zur Geltung und üben gleichzeitig Kritik an kolonialen Praktiken. Darüber hinaus hat der produktive Autor auch viele historische Stoffe bearbeitet. Vom medizinischen Phänomen der Persönlichkeitsspaltung geht seine Schauernovelle »Der seltsame Fall des Dr. Jekyll und Mr. Hyde« aus. Gerade einmal vierundvierzigjährig verstarb Stevenson, der zeitlebens an einer Lungenkrankheit litt, 1894 in seiner Wahlheimat Samoa. Freuen Sie sich auf eine Wiederentdeckung!

Nicole Haase gehörte 13 Jahre zum Ensemble des Maxim Gorki Theaters; sie spielte in zahlreichen Filmen und bringt Zuhörern in ganz Deutschland mit ihrem LeseTheater Texte der Weltliteratur nahe.

Stefan Welz ist Professor für Anglistik an der Universität Leipzig. Zu seinen Forschungsschwerpunkten zählt u.a. Rudyard Kipling.

Eintritt: 4,- / 3,- EUR

Veranstaltung des Sächsischen Übersetzervereins »Die Fähre« e.V. Gefördert durch die Kulturstiftung des Freistaates Sachsen und das Kulturamt der Stadt Leipzig

DIE FÄHRE 2018 – Aus Sachsen in die weite Welt…

Für das Jahr 2018 hat unser Sächsischer Übersetzerverein eine Reihe anspruchsvoller Vorhaben. Es sind Veranstaltungen, bei denen wir Autoren, Übersetzer und Leser zusammenbringen und ein breites Publikum für die Kunst des literarischen Übersetzens sensibilisieren möchten. Dabei werden wir vor allem bewährte Formate fortführen, aber auch neue erproben. Weiterhin wollen wir mit Kooperationspartnern wie dem Kuratorium Haus des Buches oder dem Institut français zusammenwirken, um inhaltlich spannende und finanziell für uns allein kaum zu tragende Projekte umsetzen zu können.

 

Literatur aus Sachsen: Vertraute Blicke aus der Ferne

Zeitgenössische Autoren, die aus Sachsen stammen oder hier seit langem ihren Lebensmittelpunkt haben, werden nicht nur im deutschen Sprachraum viel gelesen, sondern auch eifrig in andere Sprachen übersetzt (Clemens Meyer, Angela Krauß, Marcel Beyer, Ingo Schulze, Uwe Tellkamp usw.). Wir möchten mit zwei Pilotveranstaltungen eine neue Reihe begründen, in der wir jeweils einen solchen Autor einladen und dazu einen seiner Übersetzer, der die Besonderheiten seiner fremdsprachigen Textversion erläutert und uns gleichzeitig an seinem Blick auf deutsche (oder auch sächsische) Eigenheiten teilhaben läßt.

 

Georgien: Ehrengast der Frankfurter Buchmesse

Im Oktober 2018 werden anläßlich der Frankfurter Buchmesse zahlreiche georgische Schriftsteller und Übersetzer in Deutschland weilen. Wir wollen das nutzen, um in zwei Veranstaltungen die hierzulande noch wenig bekannte Literaturszene der Kaukasusrepublik vorzustellen.  Gern würden wir zum Beispiel Nestan Kvinikadze („Die Nachtigallen von Isfahan“) einladen, wenn er denn nach Deutschland kommt. Und an einem anderen Abend möchten wir mit einem renommierten Übersetzer (sehr gern mit Dato Barbakadse, der auch selbst ein wichtiger Autor ist) über Literatur, Land und Leute sprechen… und dabei typische georgische Gerichte servieren.

 

 

Ausschwärmen

In den letzten zwei, drei Jahren ist unser Sächsischer Übersetzerverein ärgerlicherweise fast nur in Leipzig aktiv gewesen. Das soll sich 2018 ändern! Renommierte Übersetzerinnen und Übersetzer aus unseren Reihen (Reinhild Böhnke, Regina Karachouli, Markus Sahr etc.) werden in verschiedene sächsische Städte und Gemeinden ausschwärmen und dort aus ihren neueren Übersetzungen lesen. Dazu werden wir bei Veranstaltern anfragen, mit denen wir früher schon erfolgreich zusammengearbeitet haben (Chemnitz, Kulturkaufhaus), aber auch neue Veranstaltungsorte zu gewinnen versuchen (Görlitz, Synagoge).

 

 

Sehr ernste Scherze aus der Ukraine: „Pralinen von Roter Oktober“

Einen Überhang aus dem alten Jahr möchten wir 2018 unbedingt realisieren: Der ukrainische Autor Olexander Irwanez hatte vor mehr als einem Jahrzehnt einen beinahe prophetischen (und dabei ziemlich komischen) Roman über einen russisch-ukrainischen Konflikt geschrieben. Jetzt ist das Buch von Alexander Kratochvil ins Deutsche übersetzt worden. Da sich der Erscheinungstermin verzögerte und de r österreichische Verlag erst im Frühjahr 2018 eine Lesereise mit dem Autor organisieren will, mußten auch wir unsere Veranstaltung verschieben.

 

 

Internationaler Übersetzertag am 30. September

In einem bunten Lesereigen präsentieren die sächsischen Übersetzer an diesem Tag traditionell ihre neuesten Veröffentlichungen.

 

 

Reiner Kunze als Vermittler tschechischer Dichtung

Reiner Kunze hat zahlreiche Autoren aus dem Tschechischen ins Deutsche übersetzt. Berühmt sind vor allem seine Übertragungen des Lyrikers Jan Skácel. Kunze hat zur Arbeit des Übersetzers in seinen Münchner Poetikvorlesungen (nachzulesen auch in „Das weiße Gedicht“) ausführlich berichtet und einige seiner Arbeitsweisen benannt. Wir würden ihn gern zu einem Abend einladen, bei dem es um seine Beziehung zur tschechischen Literatur und um einige seiner Übertragungen gehen soll.

(Diese Veranstaltung wird leider nicht zustande kommen. Reiner Kunze schrieb uns auf unsere Anfrage im Februar hin.)

 

 

Lesungen im Ariowitsch-Haus

Im Leipziger Ariowitsch-Haus möchten wir die Übersetzungen zweier Sachbücher aus Südafrika bzw. den USA vorstellen, in denen es um ergreifende jüdisch-deutsche Fluchtbiografien und Lebensentwürfe geht (Steven Robins, Letters of Stone, dt. von Ralf Pannowitsch und Markus Sahr; Philip Sander, Eastwest Street, dt. von Reinhild Böhnke).

 

 

4. Literarischer Gartensalon

Ein neuer Jahrgang für ein erfolgreiches Veranstaltungsformat: Weltliteratur, Gartenkunst, seltene Pflanzen und praktisches Gärtnerwissen – dazu ein „Special Guest“ aus der Branche (bisher hatten wir einen renommierten Landschaftsgestalter, den Chef eines Botanischen Gartens und einen erfolgreichen Sachbuchautor und Leiter von internationalen Gartenreisen zu Gast).

 

 

Ein legendäres Projekt wird besichtigt: Enzensbergers „Museum der modernen Poesie“

1960 gab H.M.  Enzensberger nach jahrelanger Sichtung und Sammlung eine Anthologie moderner Lyrik heraus, die immer wieder neue Auflagen erfuhr: „Museum der modernen Poesie“ hieß ein Projekt, das beinahe hundert Dichter aus aller Welt in 16 Sprachen vereint. Es ist gegliedert nach mehreren Topoi, „Augenblicke“, „Ortschaften“, „Meere“ usw. und stellt jeweils Original und deutsche Übersetzung gegenüber. Auch deutsche Dichter wie Benn oder Brecht sind vertreten. Wir möchten den Zyklus „Meere“ in einer mehrsprachigen Auswahl vorstellen. Übersetzer der FÄHRE (und Gäste) sollen in ihrer jeweiligen Arbeitssprache sowie in Übersetzung eines der z.T. längeren Gedichte vorstellen und für das Publikum kommentieren.

 

 

Leipziger Literarischer Herbst

Die Organisatoren des Leipziger Literarischen Herbsts haben uns zur Mitwirkung eingeladen. Der Jahrgang 2018 ist Leipzigs texanischer Partnerstadt Houston und ihrer Literaturszene gewidmet. Wir werden uns mit einer Veranstaltung daran beteiligen.

 

 

Haarsträubendes über deutsche Körper und Seelen

Die im Ersten Weltkrieg veröffentlichten Pamphlete des französischen Psychiaters Edgar Bérillon über Körperfunktionen und psychische Auffälligkeiten der „deutschen Rasse“ sind so wahnwitzige wie lehrreiche Beispiele für wissenschaftlich verbrämten Völkerhaß und nationale Stereotype. Der Kulturwissenschaftler Prof. Thomas Höpel bereitet gemeinsam mit Ralf Pannowitsch eine kommentierende Übersetzung von La physiologie de la race allemande vor. Anläßlich des 100. Jahrestags der Beendigung des Ersten Weltkriegs werden beide dieses abgründige Buch vorstellen und über die Aktualität nationaler Klischees und Vorurteile sprechen.

 

 

Hieronymusrunde – der Werkstatttreff der Literaturübersetzer

Einmal im Quartal, unaufwendig, informativ und oftmals zum Mitmachen anregend – die Hieronymusrunde hat sich als eines unserer erfolgreichsten Formate etabliert. Wir wollen sie auch 2018 fortführen, u.a. mit einem Nachmittag zu Nelly Sachs‘ Nachdichtungen schwedischer Lyrik.

 

 

(Text.Ralf Pannowitsch)